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H o n g   K o n g


Express 94 Kowloon - Guangzhou, Diesel ND2, Tai Po 1988 (WS)

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Diesel 8005, Kowloon Hung Hom 2011 (WS)

Es heißt Abschied nehmen von China, von Asien - in Hong Kong, damals, 1988, noch zur "britischen" Zeit. Vom Uhrturm in Kowloon, da wo der alte Bahnhof war, fahren nach wie vor die Faehren in Richtung auf die ueberwaeltigende Skyline der Insel ab und dort erklimmt die Standseilbahn noch immer den Victoria Peak. Vom neuen Bahnhof Kowloon starten die Elektrotriebwagen der Kowloon-Canton Railway nach Lowu an der Grenze zu China. Hinter dem Tunnel fuehrt die Strecke an Hochhaeusern vorueber und durch Gruen zur Bucht des Tolo Harbour hinab. Und bei Tai Po Market an der Kueste kommt gerade der chinesische Express 94 Kowloon - Guangzhou vorueber: hinter einer dunkelgruenen chinesischen Diesellok ND2 rumaenischer Bauart ein Generatorwagen, 6 Liegesitzwagen, Restaurant, nochmals 5 Liegesitzwagen, Gepaeckwagen, alle blau/creme und gruen/creme. In Guangzhou, dem frueheren Canton, wird er Anschluss nach Beijing haben (den Fex Kowloon - Beijing und den Xinshisu-Triebwagen nach Guangzhou gibt es damals noch nicht). In eine andere Welt faehrt das Jetfoil-Boot von Hong Kong nach Macao, in die portugiesische Vergangenheit...

Die Gedanken gehen zurueck, weit nach Norden, wo hinter dem laechelnden Peking, hinter Bergen und der Großen Mauer, hinter den Schneestuermen der Mongolei und hinter den siebenfachen Passkontrollen das geheimnisvolle Land Sibirien liegt, nicht dem Sueden, sondern dem Nordpol zugewandt. Welche Traeume waren mit Sibirien, waren mit Asien einst verbunden! Im Jahr 1923 hatte das International Railway Journal die Skizze einer Eisenbahn ueber die Seidenstraße von Samarkand nach Beijing unter dem Titel "The Great Chinese-Ottoman Railway" veroeffentlicht. Mehr als drei Jahrzehnte danach gelangte der Vorschlag eines sowjetischen Generals Pokrovski fuer eine Transhimalaya-Bahn Frunze - Kashi - Srinagar - Delhi in die Sensationspresse. Bei Anschluss von Kashi, dem alten Kashgar, an das chinesische Netz wuerde so die Relation Indien - China Wirklichkeit werden. 1994 sprach der chinesische Premierminister Li Peng anlaesslich einer Reise nach Turkmenistan von einer transkontinentalen Eisenbahn Beijing - Istanbul. Inzwischen ist sie verwirklicht.

Eine Verbindung Amerika - Asien - Europa propagierte zu Anfang des 20. Jahrhunderts der amerikanische Eisenbahnmagnat Edward H. Harriman. Die Dampfer seiner "Pacific Mail Steamship Company" sollten in Port Arthur an die South Manchuria Railway anschließen, die defizitaere Chinese Eastern wollte er aufkaufen, auf der transsibirischen Eisenbahn strebte er Verkehrsrechte an und eine Atlantik-Dampferlinie sollte Russland mit den USA verbinden. Nach Japans Sieg 1905 erzielte Harriman beim japanischen Premierminister eine Vereinbarung ueber die Kontrolle der suedmandschurischen Eisenbahn, aber nach dem Vertragsabschluss von Portsmouth erklaerte Japan die Zusage fuer gegenstandslos.

Die phantastischste aller Ideen koennte den Hypothesen einer "arktischen Bruecke", einer in vorgeschichtlicher Zeit bestehenden Landmasse zwischen Asien und Amerika, folgen. Der russische Polarforscher Jakkel vermutete "Arktika" zwischen der Taymir-Halbinsel und der Insel Ellesmere Land vor Groenland. Den etwa in dieser Richtung verlaufenden Lomonossoff-Ruecken fuer einen Unterseetunnel Sibirien - Kanada zu nutzen, erschien aber selbst den Phantasten zu phantastisch. Die Projekte konzentrierten sich stets auf die Bering-Straße zwischen Sibirien und Alaska. 1867 hatte der Zar Alaska an die USA verkauft. Drei Jahrzehnte spaeter trat der amerikanische Eisenbahnkoenig Vanderbilt an die Regierung in St. Petersburg mit dem Vorschlag heran, eine Bahn von dort nach Jakutien zu bauen, verbunden mit Schuerfrechten zu beiden Seiten des Schienenstranges. Die Zeitung des Vereins deutscher Eisenbahnverwaltungen berichtete 1897 ueber das amerikanische Projekt eines Bahnbaues von Alaska ueber das Bering-Meer nach Kamtschatka, was die "Post" aber dementierte. An anderer Stelle wurde der Vorschlag einer 117 km langen Bruecke oder Pontonbruecke ueber die Bering-Straße gemacht. Von franzoesischer Seite kam das Projekt einer Verbindung von Irkutsk nach Alaska mittels Untertunnelung des Bering-Meeres. Es wurde 1905 durch Russland abgelehnt und auch der 1906 in New Jersey gegruendeten Gesellschaft "Trans-Alaska-Siberian Railway" blieb der Erfolg versagt.

Die Gegenwart im Reiseverkehr nach Fernost und Suedostasien wird symbolisiert durch Japan Airlines und Thai Airways, durch Cathay Pacaific und Singapore Airlines, durch Mandarin- und Shangri La-Hotels. Und die Zukunft? Fahren einmal koreanische, chinesische oder russische Hochgeschwindigkeitszuege quer durch ganz durch Asien? 1992 veroeffentlichte Mercedes-Designer Gallitzendoerfer gar die Idee einer ueberdimensionalen Magnetbahn mit "Zuegen groß wie ein Luxusschiff", die "beispielsweise von Paris in Richtung Wladiwostok" gleiten sollen, wie die Muenchener "tz" schrieb. Tatsaechlich aber war 1995 der Schnellzug "Rossiya" von Moskau nach Wladiwostok erstmals nur mehr fuer jeden zweiten Tag verzeichnet. Wird die Transsibirienstrecke in Zukunft bloß noch Nostalgiezuege sehen?

Abschied von Asien in Hong Kong, der letzten Station dieser Reise im Jahr 1988: Five o' clock tea im Peninsula Hotel. Eine Flotte von Rolls Royce-Limousinen bewacht das Portal; die Halle, verziert mit Stuck, Gesimsen und Girlanden, reicht ueber zwei Geschoße, der Kellner zelebriert die Teezeremonie nach englischer Manier, draußen bewegt sich der Union Jack im Tropenwind und das Kammerorchester auf der Empore spielt zum Abschluss dezent "Lily Marlen".


Hong Kong (WS)

Hong Kong Peninsula Hotel (WS)

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