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T r a v e l s  -  R e i s e n




S u d - E x p r e s s   a d i e u


Dites adieu a ces valises aux tons fauves et au parfum de cuir de Russie qui
enchantainent le jeune Barnabooth et qu'on admire sur les catalogues d'articles de voyage. Laissez-les aux Espagnols et a ce Sud-Express, reste si " Alphonse XIII ".

Paul Morand
le voyage



Sud-Express, CIWL Voiture-Pullman " Cote d'Azur " Paris - Irun, Paris Austerlitz 1967 (WS)


Erste Begegnung mit dem Sud-Express in Paris: Es ist Fruehling 1967. Karfreitag in Notre Dame, anderntags erstmals Sonne, in Erinnerung sind die alten, metallisch schmetternden Metro-Zuege, Kaelte an der Haltestelle an der Seine-Bruecke, die zum Austerlitz-Bahnhof fuehrt, irgendwo knattert eine Trikolore im Wind, dann Eintreten in die altertuemliche Halle und da steht am Prellbock der Pullman-Wagen Typ "Cote d'Azur", ein Kellner in der Tuer mit dem ovalen Art Deco-Fenster, ein aelteres Ehepaar davor, drinnen die Fauteuils und die Lalique-Glasreliefs... Daneben ist der Speisewagen gereiht, dunkelblau, auch er mit dem Goldwappen der Compagnie Internationale des Wagons-Lits et des Grands Express Europeens, blauer Rauch kringelt aus dem Kuechenkamin... Dann folgen noch sieben silberne Inox-Wagen erster Klasse, das ist alles, kein Gedraenge, Vornehmheit. Genau um 14 Uhr faehrt der Sud-Express hinter einer tuerkisfarbenen BB9200 ab nach Irun, wo ein anderer Sud-Express nach Madrid und Lissabon warten wird - vielleicht auf die Reisenden, die Paul Morand beschrieben hat mit ihren vornehmen Koffern aus russischem Leder: "Überlassen wir sie den Spaniern und dem Sud-Express, der so sehr ‚Alphonse XIII' geblieben ist".

Nicht einmal zwanzig Jahre spaeter: Der Sud-Express ist ein gewoehnlicher Schnellzug geworden, aber immerhin nun mit umsetzbaren Liegewagen des in Monaco ansaessigen Unternehmers Wasteels direkt nach Lissabon, Porto und Vigo. Am Spaetnachmittag faehrt in jenem Sommer 1984 der Rapide Puerta del Sol mit Schlafwagen UH und Liegewagen nach Madrid ab und am Abend verlassen den Bahnhof Austerlitz zwei Zuege nach Port Bou, zwei nach Tarbes, ein Schlaf- und Liegewagenzug nach Irun und ein weiterer Zug nach Tarbes, Irun und mit einem franzoesischen Liegewagen nach Algeciras zum Faehranschluss nach Marokko. Die neuere Zeit verkoerpern die spanischen Talgo-Schlafwagenzuege - der rot-silberne Talgo III nach Barcelona und der dunkelgraue Talgo RD nach Madrid. Der Star aber damals an der Gare d'Austerlitz, mit alten Wagons-Lits Grand-Luxe, Pullman, Bar, Restaurant und mit rotem Teppich auf dem Bahnsteig hat ein ganz anderes Ziel: es ist der Venice Simplon-Orient-Express Boulogne - Venedig.

Wieder fast zwei Jahrzehnte darauf, um die Jahrtausendwende, erscheint der Sud-Express Paris - Irun nur mehr zeitweilig in der Saison, ein Entlastungszug fuer Gastarbeiter, nur bis zur Grenze, kein Komfort, kein Speisewagen, ueber zwei Stunden langsamer als der TGV. Welch ein Niedergang des aristokratischen Sud-Express! Damit braucht man wirklich nicht zu verreisen. Sud-Express - adieu.

Vorbei ist die Zeit, als der Sud-Express noch als Prestigezug Frankreich und Spanien durchquert hatte, wie das der Historiker (und erster Eisenbahnfreund des Autors) Dr. Fritz Stoeckl auf seinen dreißig Reisen nach Sueden erlebt und (in "Die großen Eisenbahnrouten der Welt") geschildert hat: "Fast stets rast der Zug mit Hoechstgeschwindigkeit durch die Provinzen der Touraine... bei Aubrais grueßt die gotische Kathedrale von Orleans herueber, bei Blois entzueckt der Anblick des Schlosses, die Loire begleitet uns nun eine Zeitlang... und durch die beginnende Daemmerung geht es der Grenze entgegen; rechts schimmert der Atlantik herein, links erblicken wir hin und wieder einen beschneiten Pyrenaeengipfel... In den Morgenstunden grueßt uns der kuehle Hauch der altkastilischen Hochebene, die duesteren Mauern von Avila liegen im harten Licht der Morgensonne, in Kehren steigt der Zug durch eine Landschaft, die nur Steine aber kaum Brot bringt, zur Wasserscheide auf die Sierra de Guadarrama herauf...".


Porto (WS)

Intercity Porto - Lisbon, Alsthom BB, Porto Campanha 2002 (WS)

Fuer den modernen Reisenden taucht beim Flug nach Portugal irgendwann rechts die Kueste der Biskaya auf, bis hierher fuhren die Salons des Sud-Express, in Irun stiegen die Herrschaften in die Wagons-Lits nach Madrid und Lissabon um. Burgos, Valladolid werden ueberflogen, diese Staedte hat der Luxuszug stets nachts durchquert. In Porto, der Stadt der Bischofsresidenz, der grotesk kolonialbarocken Franziskuskirche, der Stadt am Douro, kann der Flugreisende wieder Eisenbahnromantik erleben. Er kann zu dem das ganze Tal ueberspannenden Bahnviadukt von Eiffel pilgern, einem unglaublich filigranen Monument aus dem Jahr 1877. Über diese Bruecke fuhren einst die Zuege von Porto nach Lissabon. Von 1899 an liefen hier Salonwagen der Wagons-Lits-Gesellschaft, aber schon 1887 ist ein CIWL-Tageszug Lisboa-Porto-Express, exklusiv aus zwei Schlafwagen und Restaurant bestehend, eingefuehrt und spaeter mit Salonwagen ausgestattet worden.

Noch heute kann die Reise in der alten staehlernen Halle des Bahnhofs Sao Bento beginnen. Im Fernbahnhof Campanha muss jetzt allerdings umgestiegen werden. Dann ist die Altstadt von der neuen Bruecke aus nochmals von oben zu sehen, fast wie vom Flugzeug aus, waehrend der silberne Intercity mit der orangefarbenen Alsthom-Ellok abwaerts rollt, bald durch Eukalyptuswaelder, bis bei Espino der Atlantik neben dem Gleis liegt. Halt unter Palmen.

Kiefernwaelder, die Bahnhoefe mit blau-weißen Fliesen, Azulejos, verziert, in Coimbra unverkennbar ein ehemaliger Wagon-Lits in einem Bauzug, durch Fatima ohne Halt, so geht es in den Nachmittag hinein. Eine elektrifizierte Strecke muendet von links ein, die Linie des Lusitania-Express aus Madrid, die Strecke des ersten Sud-Express. Entroncamento, rechts nun ein "echter" Wagon-Lits im Eisenbahnmuseum. Und in Santarem arbeiten Lackierer gerade am Restaurieren einer Dampflok, Pacific zwar von Henschel um 1924, aber eher der Typ des kompakten preußischen Tenwheelers, Lok der Expresszuege einst.

Die Strecke des Sud-Express: Flussebene, Wiesen und bald der Tejo, fast wie ein Meer. Vor Alverca sind an jenem Oktobertag 2002 zwei große aeltere Flugboote am Hangar zu sehen. Und dann sensationell der Bahnhof Oriente des Architekten Calatrava, Stahl wie zierliches Astwerk, dahinter die Expo und die neue Bruecke Vasco da Gama. An der abgestellten blau-weißen Talgo-Garnitur des Lusitania-Express vorueber faehrt der Zug in den kleinen Bahnhof Lisboa Santa Apolonia ein. In drei Sprachen wird damals jeden Tag die Ankunft des Surexpreso angesagt, noch immer mit dem Prestige der großen Zeit der Expresszuege: ..."le Sud-Express de Paris".

Lissabon - die Altstadt, die ebenso alt scheinenden Tramways und Standseilbahnen, das historische Cafe Brasileira, die staehlerne Halle des Bahnhofs Rossio, wo einst der Sud-Express ankam, und unterhalb das ehemalige Wagons-Lits-Hotel Avenida Palace - es ist beinahe wie zur Glanzzeit der Grands Express, nur die Ozeandampfer in der Tejo-Muendung fehlen. Wenn der elektrische Vorortzug vom Cais do Sodre abfaehrt, geht es an Hafenanlagen und Gruenderzeitfassaden unterhalb der gigantische Haengebruecke vorueber nach dem legendaeren Estoril, "Endstation" der Koenige einst, die hier ihr Exil als Rentner verbrachten, Endpunkt der Bahn aber auch im nahen Cascais, wo der Atlantik beginnt.


Lisboa Oriente, AP124 Porto - Lisboa 2002 (WS)

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Estoril (WS)


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