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Rio Parana, Posadas 1993 (WS)


Der Rio Parana ist viele Kilometer breit, in der Ferne glitzert die futuristische Bahn- und Straßenbruecke, die Paraguay mit Argentinien verbindet, auf dem Fluss aber kreuzen nur Polizeiboote und im Hafen liegt ein abgesoffenes Wrack. Das ist Posadas, die argentinische Grenz- und Schmugglerstadt, die schon Graham Greene fasziniert hat. Hier kam der alte Schlafwagen Asuncion - Buenos Aires aus Encarnacion herueber, wo eine Dampfwinde das Trajekt belud, bevor die Bruecke gebaut war.

Heute ist der Bahnhof verlassen, ein Polizist langweilt sich, abgestellt stehen die blau-rot-hellgrauen argentinischen Fiat-Wagen da, die letzte Abfahrt nach Buenos Aires ist am 10. Maerz 1993 gewesen, vor gut drei Wochen. Der Fahrplan des "El Capitan" mit Schlaf-, Pullman-, Speise-, Sitz- und Autotransportwagen ist noch angeschlagen. Auch die sechsachsige General Electric Nr. 6954 im rot-gelben Anstrich der Ferrocarriles Argentinos wartet, so, als ob sie bald wieder auf der Normalspur des FC General Urquiza nach der Hauptstadt rollen wolle...

Dort, 1182km entfernt, stehen am Bahnhof Federico Lacroze 13 Wagen jenes Fiat-Lizenzbaus aus Cordoba, viel moderner als europaeische Schnellzugwagen. Dazu ist auf einer Tafel zu lesen: "Tren N. 611/612 con destino Posadas, Corrientes y Asuncion del Paraguay... no corren hasta nuevo aviso. El Jefe." Der Zug verkehrt nicht bis zu neuer Anweisung...

Gegenueber liegt der Monumentalfriedhof, die Monumentalitaet der Zehnmillionenmetropole steigert sich zum Groeßenwahn auf der zwoelfspurigen Avenida 9 de Julio, aber unterhalb der 85m hohen Kuppel des Kongressgebaeudes breitet sich Armut aus. Das Jugendstilcafe Molino verkam zum Imbiss und auf der Terrasse vor dem renommierten Jockey Club ist zu beobachten, wie der Ober ein altes vornehmes Ehepaar gratis, ohne zu konsumieren, dort sitzen laesst. Es mag von besseren Zeiten traeumen, so wie der Bahnhof General Roca an der Plaza Constitucion, hinter dessen Fassaden sich Marktstaende und ein Spielsalon eingenistet haben. Zuege nach Mar del Plata und nach Bariloche im Sueden sind noch angeschrieben, doch auf den Breitspurgleisen in der rußgeschwaerzten Shedhalle fahren nur Vorortzuege mit qualmenden rot-gelben General Motors ab. Die draußen abgestellten Schlafwagen des Fiat-Typs und die gelben offenen Autotransporter verstauben. Und ein rot ueberstrichener Teakholzwagen, wohl jetzt Dienstsalon, kuendet von der glorreichen Vergangenheit der "General Roca".

Auch am noerdlichen Ende der Innenstadt, in dem Gruenderzeitbahnhof der "General Belgrano", gibt es nur mehr Vorortzuege. Auf Meterspur ist hier der alte, zum Schluss heruntergekommene Schlafwagen nach La Paz in Bolivien abgefahren. Nebenan woelben sich die schwarzen staehlernen Hallen des Bahnhofs Retiro, Kopfbahnhof wie alle anderen, mit den Breitspurstrecken der "General Mitre" nach Tucuman im Nordwesten und der "General San Martin" nach Mendoza. Hier, wo in jenem April 1993 nur mehr elektrische Vororttriebwagen aus- und einlaufen, haben die Ozeanreisenden aus Europa, aus dem Sud-Express, wenn sie an dem nahen monumentalen Seeterminal angekommen waren, ihre Weiterreise in Richtung Chile angetreten.


Buenos Aires, Estacion Retiro (General Belgrano) 1993 (WS)



Buenos Aires, Estacion Plaza Constitucion (General Roca) 1993 (WS)


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