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A V E   M a d r i d   -   S e v i l l a



Escorial (WS)



Madrid Atocha, April 2005 (WS)


Wiedersehen mit dem Escorial nach 45 Jahren: Er ist wie fuer die Ewigkeit gebaut, Ruhestaette der Koenige, in deren Weltreich "die Sonne nicht unterging". Eine feierliche Allee fuehrt von dem kleinen Bahnhof herauf, durch den nun seit Jahrzehnten kein Sud-Express mehr hindurchdonnert... Ein rot-weißer Vororttriebzug faehrt ein, Zusteigen zur Rueckfahrt auf der alten Breitspur nach Madrid, hinab ueber karge Huegel zwischen Latschengestruepp, die Sierra Guadarrama fern im Hintergrund. In Pinar stehen die einst so modernen Talgo III und ihre Krauss-Maffei-Diesellok schrottreif abgestellt, ihr Rot und Silber ist verblichen. Kurz vor Madrid wird einem neueren Talgo begegnet, Ellok und Zug weiß/blau, gekuppelt mit einer zweiten Garnitur in Weiß mit "Altaria"-Titeln. Der kahle Bahnhof Madrid Chamartin ist unscheinbarer Endpunkt des Schlafwagen-Talgo aus Paris mit einem der heutigen, beliebig austauschbaren Phantasienamen, weit davon entfernt, jemals zu einer Legende zu werden wie einst der Sud-Express. Vor dem Bahnhof steht eine gelb-schwarze Ellok 252 mit irgend einem blau-weißen Reisezug. Die Estacion del Norte oder Principe Pio aber, einst Endstation des Sud-Express, ist in einen Dornroeschenschlaf versunken. Nur die Kuppel des Ecktuermchens glitzert noch immer ueber dem Park des Palacio Real, dem Symbol des koeniglichen Madrid. Die Monumentalitaet der Hauptstadt lebt fort an der Gran Via, in den bombastischen Gruenderzeitbauten, in dem Wolkenkratzer Edificio Espana aus den Dreißigerjahren, dem ins Maßlose uebersteigerten Palacio de Comunicaciones, dahinter dem Palace Hotel, das einst Wagons-Lits gehoerte, und dem immer noch viel feudaleren Ritz...

Der Atocha-Bahnhof, von dem aus Reisende des Sud-Express nach Marokko weitergefahren sind, ist mit seiner altertuemlichen Halle in ein wundervolles Monument mit Palmen und Kaffeehaus verwandelt worden, ein Treffpunkt vor der Abreise nach Sevilla. Der neue Teil des Bahnhofs, in Stahl und Glas geplant von dem Architekten Alberto de Palacio, grenzt gleich an. Sicherheitskontrolle wie am Flughafen (vorbildlich nach dem Massenmord-Anschlag im Jahr zuvor), dann Platznehmen in der "Abflug"-Lounge, unten hinter den Glaswaenden laufen weiße AVE-Hochgeschwindigkeitszuege des TGV-Typs ein und aus, daneben steht ein AVE102 mit dem skurrilen Entenschnabel. Er soll um 14 Uhr nach Sevilla starten, sagt die nette Stewardess, und er sei "noch schneller". Unser AVE ist ein TGV-Typ, eine halbe Stunde vor der Abfahrt darf man auf den Bahnsteig hinunterfahren, Einsteigen in ein Interieur mit blauen Sitzen und einer gewissen franzoesischen Eleganz. Gegenueber steht ein Triebzug Serie 104 fuer den schnellen Regionalverkehr, weiter hinten ein weiß-blauer Talgo 200 mit Ellok 252 aus Malaga und ein weißer "Altaria"-Talgo zur Fahrt nach Barcelona, noch mit Spurwechsel (wir schreiben das Datum April 2005). "Gewoehnliche" Zuege haben in dieser Normalspurhalle des Atocha-Bahnhofs nichts zu suchen (sie fahren nebenan ein Stockwerk tiefer auf Breitspur ein und aus).

Abfahrt, man merkt es kaum (die Laufruhe der TGV-Zuege ist bekannt). Neubaubezirke in der Sonne, eine Autobahn (wie jaemmerlich langsam sind doch die Autos dort drueben), flaches Land, Ackerbau, dann das AVE-Betriebswerk (einige 102 davor, der modernste AVE103 ist noch nicht ausgeliefert). Kastilien fliegt mit 250 km/h oder mehr vorbei...

Erste Huegelketten, die Montes de Toledo im Westen, Latschenkiefern auf roter Erde. Im Gruen neben dem Gleis ein Feldweg, das war einmal eine Eisenbahn. Neubauten, dahinter eine Altstadt, Ciudad Real - durchrast, ganz ruhig.

Eine eingleisige alte Bahnlinie zweigt ab, nach Merida. Alte Haeuschen, den Berg hinauf gebaut - Puertollano wird durchfahren. Dunkelgruene Huegel aufwaerts, der Zug faehrt hier nicht ganz so schnell, ein Eukalyptuswald, Wiesen, eine Schafherde, ein Stier? Laengere Tunnels, das war die Sierra Morena.

In einem Dorf tauchen die ersten Palmen auf. Und es gibt den ersten Halt seit Madrid: Cordoba. Alte LX-Schlafwagen, umgebaut und herausgeputzt, alle braun mit cremefarben, stehen auf einem Breitspurgleis. Es ist Al Andalus Expreso, der Nostalgie-Luxuszug, die Vergangenheit. Die Gegenwart, das ist "unser" AVE - 1 Stunde 38 Minuten fuer 345 km, Schnitt 211 km/h. Die Cafeteria im Wagen Nr.4 ist voll von jungen Leuten, hier spielt sich das Leben ab. Tage zuvor schon waren einige der stuendlich verkehrenden Zuege ausgebucht, wohl wegen der "Feria" von Sevilla.

Flaches Land draußen, vielleicht fahren wir schon 300 km/h. Wer wuerde noch an die ruettelnden, stampfenden Grands Express denken, wie sie langsam in ihren Rauchschwaden entschwanden? Noch Anfang der sechziger Jahre hatte der exklusive Nachtzug von Madrid auf der weiter oestlich verlaufenden Breitspurstrecke nach Sevilla fast 10 Stunden gebraucht! Endlose Weinfelder nun, weiße Haeuschen zwischen Agaven, das ist Andalusien. Der Zug wird langsamer, auf einem der Breitspurgleise stehen drei der einst modernen YF- oder YFT-Schlafwagen, Graffitischmierereien auf den braun-beigen Waenden, ausrangiert aus dem Andalus Expreso. Nach nicht einmal 2 ½ Stunden Fahrzeit fuer die 471 km seit Madrid laeuft der AVE in den neuen Bahnhof Santa Justa von Sevilla ein.

In Sevilla ist es Sommer - im April. Blumen unter Palmen am Ufer des Guadalquivir, der Alcazar, die Kathedrale Santa Maria, die Giralda, einst Minarett, Santa Cruz hinter Stadtmauern, es ist wie ein Maerchen aus tausendundeiner Nacht. Am Abend in einem Altstadtrestaurant sitzen am Nachbartisch zwei Englaender, Vater und Sohn wohl, und sie sagen, wie sie hierher gereist sind: nicht mit dem Zug, auch nicht mit dem Flugzeug, sondern mit ihren Motorraedern; am anderen Tag fahren sie zum Grand Prix von Jerez.

AVE 101, Sevilla 2005 (WS)



AVE 101 Madrid - Sevilla (WS)



Sevilla (WS)


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